Landwirtschaft in Dagobertshausen

Dagobertshausen war bis Mitte der 60er Jahre des 20. Jahrhunderts rein landwirtschaftlich und forstwirtschaftlich geprägt. Der Ortskern bestand aus vier Dreiseitenhöfen. Hinzu kam das sogenannte Hirtenhäuschen für den Schafhirten und – erst im 20. Jahrhundert (1906) – das an der Straße nach Elnhausen gelegene heute so genannte Waldschlösschen. Die – zumindest in der Tallage – fruchtbaren Böden wurden seit Jahrhunderten (nachweisbar bis ins 13. Jh.) von Ackermännern, später Landwirten bewirtschaftet, die zunächst meist Beliehene, dann Pächter waren. Als solche mussten sie jedes Jahr den „Zehnten“ an den Lehnsherrn abführen. Die Lehensrechte der Bauern gegenüber den Zehntberechtigten  bzw. auch dem hessischen Landesherrn (Kurfürsten) wurden faktisch im Jahre 1844 aufgelöst und die Höfe den bisherigen „Pächtern“ gegen eine Ablösesumme übertragen. (zu Details siehe Hermann Günzel in o.a. „Festschrift …“ S. 273 ff.).

Die Felder waren bis zur im Jahre 1867 eingeleiteten Flurbereinigung (Verkoppelung) in 464 Kleinparzellen aufgeteilt (siehe Hermann Ludwig in o.a. „Festschrift …“ S. 459 ff.; zur Veranschaulichung auch H. Günzel „Grundriß von Dagobertshausen 1750“ a.a.O. S. 157), was bei der früheren Arbeitsweise relativ unproblematisch war. Auf allen Feldern, Gärten und umgebenden Wäldern hatten alle vier Höfe gemeinsam bis zur Verkoppelung zu bestimmten Zeiten das Huterecht für Rindvieh, Schafe und Gänse (Details siehe Hermann Ludwig a.a.O. S. 461). Insbesondere die Wälder wurden zur Eichel- und Buchenmast für Schweine genutzt.

Die durch Zusammenlegungsrezess vom 29. Okt. 1875 bestätigte Verkoppelung hat aber schon sehr früh zu stattlichen, auch später rationell zu bearbeitenden Grundstücksgrößen (Schlägen) geführt. Bis dahin „waren über Jahrzehnte hinweg allerdings noch aufwendige und kostenintensive Maßnahmen notwendig“, um die ehemals kleinen Parzellen nach der Neuvermessung auch tatsächlich anzupassen (siehe Hermann Ludwig a.a.O. S. 463) . Neidvoll wurde Dagobertshausen von den Bewohnern der Nachbarorte dann auch unter Bezugnahme auf die großen Grundstücksflächen der Sowchosen in der Sowjetunion als „Kleinrussland“ bezeichnet (zitiert nach Hermann Ludwig).

Aus der Gebäudesteuerrolle 1896/97 (siehe H. Günzel a.a.O. S. 351ff.) können folgende Eigentümerfolgen der Höfe abgeleitet werden (verkürzte Wiedergabe) :

  • Hof 1 (heute „Im Dorfe 3“): 1896: Anton Friedrich Ludwig und Frau Eva, geb.
    Der Hof befindet sich derzeit im Eigentum des Urenkels Hermann
    Ludwig, der ihn im Nebenerwerb bewirtschaftet.
  • Hof 2 (heute „Dagobertshäuser Str. 4“): Seit 1902: Karl Weyand; nach zahlreichen
    Wechseln der Eigentümer gehört der Hof derzeit Karsten Will, der ihn mit
    Unterstützung seiner Eltern Klaus Will & Ehefrau Hella betreibt.
  • Hof 3 (heute „Im Dorfe 14“): 1896: August Scherer & Ehefrau Anna, geb. Brunnet.
    Der Hof wurde 2009 von Urenkel August Scherer & Ehefrau Margret an
    Andreas Pohl (Vorstandsvorsitzender der „Deutsche Vermögensberatung AG,
    DVAG) verkauft, der den landwirtschaftlichen Teilbetrieb des „Hofgut
    Dagobertshausen“ durch einen Verwalter in Vollerwerb weiterführt.
  • Hof 4   (heute „Im Dorfe 7“): 1896: Heinrich Ludwig. Nach zahlreichen Wechseln der
    Eigentümer wurden Hof- und Gebäudeflächen im Jahre 2018 von Matthias
    Mengel an Andreas Pohl (Hofgut Dagobertshausen, s.o.) verkauft. Die
    landwirtschaftlichen und Waldflächen werden von Matthias Mengel weiter im
    Nebenerwerb bewirtschaftet.

(exzerpiert aus der „Festschrift 750 Jahre Dagobertshausen“, „Herausgegeben von Hermann Günzel, Theodor Kreicker, Hermann Ludwig“ im Jahre 2009)